Nach 20 Stunden ohne Schlaf war ich am Ziel: Indien, Neu-Delhi. Es war früher Nachmittag und obwohl ich so erschöpft komplett neben mir stand, gelang es mir relativ gut, mich aus dem Flughafen herauszuwühlen und ein Taxi zu finden. Das alte Taxi, dass ich als Nostalgiker unbedingt wollte, war unbequem und der Fahrer, wie zu erwarten, erpicht darauf mich in ein anderes Hotel zu schleppen, als das von mir vorab gebuchte. Er scheiterte und ich kam in der Main Bazar Road, dem schmutzigen quirligen Kiez der Backpacker, mit unzähligen Budget-Hotels, an.
Das Hotel war keine gute Wahl, aber mir fehlte die Kraft etwas Besseres zu suchen. Mich endlich hinlegen und ein wenig schlafen wollte ich. Es gelang mir nicht. So stand ich wieder auf, lief ich planlos umher, machte erste gute Erfahrungen mit der indischen Küche und mit Kingfisher, dem Bier, dass Kulturschock und Strapazen irgendwann verkraften ließen und als der Abend hereinbrach, fielen mir im schäbigen Hotelzimmer endlich die Augen zu.
Ich hatte keine großen Pläne für meinen kurzen Aufenthalt in Neu-Delhi. Erst einmal hineinkommen in diese fremde völlig unbekannte Welt. Das versuchte ich am Folgetag mit einem ausgiebigen Bummel im Zentrum. Allzu unbekannt kamen mir die teuren Cafés, Restaurants und Geschäfte nicht vor. Dies war eher der Ort für die gut situierte Gesellschaft bzw. Jugend und im Gegensatz zu dem, was ich von Indien in den ersten 24h gesehen hatte (und auch noch sehen sollte), ein erster krasser Gegensatz.
Befördert durch mehr oder weniger problematische Ereignisse und einem ordentlichen Jetlag, saß ich am zweiten Abend ein bisschen in der Klemme. Ich hatte mich hinsichtlich Reiseequipment zweifelsohne gut vorbereitet, aber realisierte, mit den vielen Menschen und der langwierigen Organisation selbst einfacher Dinge doch überfordert zu sein. Wie also weiterkommen und den Kulturschock überwinden? Ich nahm zu guter Letzt das Angebot des hoteleigenen Reisevermittlers wahr und buchte mir einen Fahrer nebst Taxi für die nächsten 12 Tage durch Rajasthan.
Ahmed war ein älterer Herr und ruhiger Fahrer und wenn auch nicht durchweg sympathisch, außerordentlich zuvorkommend und freundlich. Zum “Warmwerden” gab es eine ausgiebige Sightseeingtour durch Neu-Delhi und ich begann ausgiebig zu fotografieren. Sehr froh darüber, mich fortan nicht um Bahn- oder Bustickets kümmern zu müssen, ging es am nächsten Tag weiter nach Agra zum ersehnten Taj Mahal.